Net_Rez_Texte ... der Redaktion Scrollheim ... Kunst im Netz ... Texte ... Aktuelles ... back to Scrollheim # Index ...

What is netart ;-) ? ... den Thesen von Joachim Blank (96) ist heute etwas hinzuzufuegen ...

Top .................................................................. ................

was ist das, was das ist, Netzkunst ;-) ? ... / pd / Febr. 2002 / wir erinnern uns

1996, zur Zeit der Popularisierung des Internets in Europa, stellte Joachim Blank sich die Frage was ist Netzkunst ;-) ? Der Essay ist mittlerweile Geschichte. Seine Ansaetze einer Typologie der Netzkunst halfen vielen Usern, Aktivisten und Kuenstlern bei ihrer notwendigen Orientierung in bezug auf ihre Arbeiten im Netz. Auch wenn man der quasipolitischen Aufgabenstellung des Aufsatzes nicht folgt, kann man ihn weiterhin als Standardeinfuehrung in Technokultur und Netzwerke lesen.

Zu sieben Stichworten moechte ich heute etwas anmerken. Dabei ist vorausgesetzt, dass die Thesen von Blank bekannt sind.

was ist Netzkunst ;-) ?

Die Mythen Natur, Religion, Kunst sind dem Menschen kulturell eingeschrieben. Um dem Medium Buch zum Mythos zu verhelfen, bedurfte es der Religionsstiffter und/oder der Gebrueder Grimm. Aber eignen sich Friedrich Kittler und Norbert Bolz als Maerchenerzaehler des Telephons ;-)?

Der Computer ansich, nicht als Desktop, sondern implantiert und unter den Oberflaechen Kommunikation, Verkehr, menschliche Haut, koennte aus seiner unsichtbaren Anwesenheit hervortreten und als ein Mythos aufsteigen.

Nicht nur, wenn Kitsch oder Kommerz ein Thema sind und zum kuenstlerischen Material gemacht werden, sind Oberflaechen in Hochglanz keine Absage an Kunst. Die vielfaeltigen aesthetischen Moeglichkeiten im Web unter netzkritische oder andere Anti-Aspekte zu stellen, waere einfach oder dumm, so, wie die kreative Werbung eine Scheibe Wurst in ein CD-Laufwerk legt. Die Aesthetik von Netzkunst steht oder faellt mit ihrem konzeptionellen Ansatz.

Netzkunst ist nicht gleich Kunst im Netz.

Abbildungen von Kunst z.B. als Information ins Netz zu legen, ist keine Kunst - aber auch nicht strafbar. Ueber Netzkunst zu sprechen und Interviews ausserhalb des Netzes z.B. im print-medium Buch zu veröffentlichen, ist es ebenso wenig.

Nach der Phase der Spezifika-Recherchen im Netz und der Aufloesung ueberkommener netzspezifischer Angebundenheiten, wird man sagen koennen: (...) Muehe allein genuegt nicht, es koennen auch Konzepte sein, die ohne den naiven Betroffenheitsaspekt der gut.Aktivisten argumentieren, das komplexe Zusammen im Netz nutzen und Ansaetze vorstellen, die nicht in bezug auf eine net.art.ideologie gestrickt sind.

Ansätze einer Typologie der Netzkunst

Kurze Formulierungen greifen manchmal nicht so weit, wie man gedacht hat. Wenn im Kontextsystem die Kurzformel no.1 das Medium=Botschaft setzt, dann ist, - wie nach McLuhan (68) schon gezeigt - , a) keine subjektive Botschaft moeglich, b) die Botschaft verwandelt sich dem Medium an, c) die Botschaft ist wiederum selbst auch ein Medium, d) dito. Wenn im Kontextsystem die Kurzformel no.2 das Medium= eine x-beliebige oder kunst-spezielle Botschaft setzt, dann ist a) keine Botschaft von einer beliebigen Person ausgehend moeglich, wohl aber von einer speziellen Person, b) die Botschaft verwandelt sich den Extravaganzen des Medium an, c) die Botschaft ist wiederum selbst auch ein Medium fuer eine bestimmte Zielgruppe, d) dito. Was ist das, was sich mit dem Hang zur Selbstreferentialität in unserer Medienlandschaft in den Weg stellt ;-) ?

Forscher, Provokateure, Einzeltäter

Am Design konventioneller Websites laesst sich ein State of the Art feststellen. Untergelegte Schatten suggerieren, dass der Benutzer, anstelle des Monitors der Strahlende ist, durch den die Schatten auf dem Bildschirm erzeugt werden. Klar ist aber auch, das die Schatten dann nicht nach unten rechts (oder links) auslaufen wuerden, sondern sich rund um Button oder Bild schmiegen wuerden. Der medizinische Ringblitz wird mittlerweile auch in der Modefotografie eingesetzt (rote Augen im faltenfreien Antlitz). Der im Web-Design stereotypische Schatten verraet, dass der strahlende Heiligenschein des Users mindestens verrutscht ist oder ihm sogar im Genick sitzt.

Zum Schluss im Konjunktiv, was moeglich waere, wenn: (...) Hyperlinks koennten so übertrieben eingesetzt werden, dass jegliche Orientierung verloren gaenge. Auch sogenannte Fake-Projekte koennten sehr beliebt sein. Wenn Lügen ausdrücklich geglaubt wuerden, koennten ahnungslose Surfer auf diese Weise Bestandteil eines Netzkunstprojekts werden. Durch solche Projekte wuerden grundsätzliche Fragen nach Wahrheit, Glaubwürdigkeit der Informationsvermittlung in einer von Medien dominierten Gesellschaft aufgeworfen. Netzkünstler koennten mit dem Glauben an Fortschritt der Technokultur experimentieren und mit ihrem Material, der Information und Kommunikation, arbeiten. Ach, wenn das nur moeglich waere.



top .................................................................. ................

copyright: bei den Autoren + Redaktion Scrollheim: Peter Dimke (pd)

... back to Scrollheim # Index ...